
Sommerschnee – das sind die luftig-bauschigen Samenfasern der Pappelfrüchte, die sich im Sommer öffnen und die Welt mit ihrem weißen Flaum überziehen: Schnee in der wärmsten Jahreszeit. Mal melancholisch, mal mandelbitter, aber stets in größter Genauigkeit geht Berndt Seite auch in seinem neuen Lyrikband den Erscheinungsformen der Natur nach und lotet in ihnen die Bedingungen des Lebens aus.
Der 1940 geborene Dichter, für den das Meer und die Himmel stets Sehnsuchtsorte, aber auch Orte der Unhintergehbarkeit bleiben, bewegt sich dabei zwischen politischen, philosophischen, altertümlichen und hochmodernen Räumen, die den Menschen in all seiner Widersprüchlichkeit beleuchten.
Wer sind wir in einer digitalen Welt? Wer, wenn wir kämpfen, lieben, älter werden, uns politisch positionieren oder versuchen, uns als unpolitisch zu begreifen? Wieviel Geschichte könne wir ertragen? Wohin gelangen wir, wenn wir uns plötzlich verloren, dennoch verorten wollen? „Sommerschnee“ sucht die wandelbaren Gewissheiten auf, mit denen die Menschheit ihr Handeln und Fühlen legitimiert, und besucht die kleinen Inseln lesbaren Sinns, die sie sich seit jeher geschaffen hat.